Auf diesen 7. Juli 2024 hatte ich eine gefühlte Ewigkeit lang hingearbeitet. Nach eineinhalbjähriger Verletzungspause habe ich beim European Open in Tallinn (Estland) mein Comeback gegeben und konnte dabei sogar gleich die Bronzemedaille gewinnen.
Die Zeit seit meinem Kreuzband-Anriss Ende 2022 und dem vollständigen Abriss und der OP vor einem Jahr war für mich extrem hart, weshalb ich in den letzten Wochen ungeduldig auf mein Comeback hingefiebert habe. Tallinn war der perfekte Einstiegswettkampf für mich, da das Teilnehmerfeld überschaubar war und viele deutsche Judoka am Start waren.
Da mich im Vorfeld noch eine starke Erkältung lahmgelegt hatte und ich noch nicht zu einhundert Prozent fit war, bin ich ohne große Erwartungen nach Estland geflogen. Ich wollte einfach Spaß haben und das Wettkampfgefühl wieder zurück bekommen. Bei der Anreise, im Hotel und beim Wiegen hat sich dann auch tatsächlich alles wieder angefühlt, als wäre ich nie weg gewesen. Anders als sonst war ich am Vorabend aber überhaupt nicht nervös und habe mir in aller Ruhe das EM-Spiel Deutschland gegen Spanien angeschaut.
Als ich am Sonntag dann zur Matte gelaufen bin, habe ich einen Mix aus Aufregung und Vorfreude verspürt und mir wurde mit einer dicken Gänsehaut bewusst, dass dies nun der Moment war, auf den ich eineinhalb Jahre gewartet hatte.
Der erste Kampf gegen Maria Papp aus Estland lief dann auch sehr gut. Ich habe alles auf die Matte gebracht, was ich mit meinem Coach besprochen hatte, und ich habe kein einziges Mal an mein Knie gedacht. In der zweiten Runde musste ich dann gegen Gabrielle Barbaud aus Frankreich ran, die ich nicht gekannt hatte und die mich extrem gefordert hat. Gegen sie musste ich feststellen, dass ich noch nicht bei einhundert Prozent bin und mir noch einige Randori-Runden im Training fehlen.
Als ich dann in der Trostrunde gegen die Holländerin Lotte Schutjes auf die Matte musste, dachte ich mir, wenn ich sie jetzt schlage, habe ich eine Chance auf Bronze – und beim Comeback gleich Bronze zu holen, wäre schon cool. Das war dann auch der Punkt, an dem es in meinem Kopf geklickt hat. Der Wille, unbedingt zu gewinnen, das ganze Mindset von vor der Verletzung – sie waren wieder da. Ich habe mich in der Trostrunde gegen die Holländerin und gegen Ludovica Franzosi aus Italien in zwei extrem anstrengenden Kämpfen durchgesetzt und tatsächlich die Bronzemedaille gewonnen.
Nach dem Sieg ist sämtliche Last der letzten eineinhalb Jahre von mir abgefallen und ich bin in Tränen ausgebrochen. Die Medaille, die vier Kämpfe, das Comeback – das bedeutet mir so unheimlich viel nach dieser schwierigen Zeit und ich habe gesehen, dass sich jede Einheit in der Reha, jede Träne, die ich während dieser Zeit vergossen habe, absolut gelohnt hat.
Herzlichen Dank an alle, die in dieser langen Zeit an mich geglaubt und mich unterstützt haben – meinen Physio, meinen Athletiktrainer, meinen Coach, meine Familie und alle anderen, die ich mit der Medaille belohnen konnte.
Ich bin wieder zurück.
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